Die nur wenige Meter von hier fließende Issel, ein Grenzfluss, trennte in früherer Zeit die Sachsen von den Franken, später Westfalen von den Rheinländern. .
Bis vor 700 Jahren war hier nur eine moorige Bruchlandschaft – unbewohnbar.
1298 kommt das Gebiet um Isselburg – auch Isselborgh oder Neyenburg geschrieben – an die Grafschaft Kleve.
1354 wird Isselburg erstmals erwähnt; ist aber noch 1392 nur eine Teilsiedlung des Amtes Millingen. Dann ließ Graf Adolf von Kleve das Land urbar machen; allmählich beginnt die Besiedlung.
Aus machtpolitischen Gründen setzten – wie Dr. Helmut Rotthaume, genannt Löns, – ehemaliger Kreisdirektor – es so trefflich formuliert – „Fördermaßnahmen“ ein, die Isselburg damals schlagartig zu einem „Entwicklungsschwerpunkt erster Ordnung“ machten.
1441 erhielt Isselburg die Stadtrechte.
Innerhalb von gut 50 Jahren wurde eine Stadt aus dem Bruchboden gestampft, eine Stadt mit viertürmiger Stadtmauer – zwar nur mit 73 Häusern auf 11 Morgen Land, aber doch ein priveligiertes und mit Freiheiten ausgestattetes kommunales Gemeinwesen.
Und doch – so schreibt Löns weiter – keine Stadt mit Stadtwerten. Es blieb ein künstlich gezüchtetes Stadtwesen.
Der Sinn war eine starke Verteidigungsburg gegen das Bistum Münster.
Die Klever und Münsteraner waren sich nicht „grün“. Isselburg wurde ein militärisch wichtiges Grenzamt mit Burg.
Dabei ist aber zu bedenken, dass der Begriff „Burg“ keinesfalls herkömmlichen Erwartungen von heute entspricht.
Das Burggelände lag teils auf dem Gebiet der Hütte, teils auf dem des
Hauses von Nehring-Bögel, heute von Strenge. Auch war es mit ca. 3.000 m2 nicht sonderlich groß.
Die Burg oder später das Schloss, war mehr ein befestigtes Haus – man konnte es wohl mit Penekamp oder Hardenberg vergleichen.
Eine handvoll Männer war die Burgmannschaft, dazu kam ein Torwächter.
Es ist sehr bedauerlich, dass es trotz aller Anstrengungen bisher nicht gelungen ist, von der Ansicht der Burg eine Abbildung oder einen Stich zu bekommen.
Ein Graben mit Zugbrücke trennte Burg und Stadt. Die Bewohner – zumeist
so genannte „kleine Leute“, wie Ackerbürger, Weber, Töpfer und Bierbrauer, bewohnten eine Fläche von ungefähr 30.000 m2, gerade mal ein paar Fußballfelder groß.
Drei Tore, die „Groote Poort„, zwischen „Kölner Dom“ und dem alten Postamt an der Minervastraße, die „Bovenpoort„, jetzt zwischen evangelischem Pastorat und Hütte und zuletzt die „Issel- oder Kattenpoort„, ganz nahe unserem alten Stadtturm – führten hinaus ins Umland. Stadtmauer – ein kleiner Rest ist noch vorhanden – Tore und Türme sind verschwunden;
lediglich dieser alte Stadtturm an der Issel hat alle Stürme der Jahrhunderte glücklich überstanden und erlebt nun seine Wiedergeburt.
Er hat verheerende Kriege, Seuchen, Pest und Brände und Besatzungen von Spaniern, Niederländern, Schweden, Preußen, Kosaken und Schotten überlebt.
Es würde hier zu weit führen, alle Daten und Dinge der interessanten Stadtgeschichte wiederzugeben. Dazu gibt es Aufzeichnungen und Berichte aus Archiven und Kirchenbüchern.
Eine sogenannte „Zeitleiste“ mit allen wichtigen – und auch unwichtigen – Begebenheiten zur Stadtgeschichte ist in Arbeit.
Als Anregungen mögen die Informationstafeln hier im Turm dienen aber das ist erst der Anfang!
Isselburg im Juni 2005
Fritz Stege